Bónis Éva: Die spätkeltische Siedlung Gellérthegy-Tabán in Budapest - Archaeologia Hungarica, Series nova 47. (Budapest, 1969)

V. Historische Zusammenfassung

Jahre zwischen 88 und 92.100 Die pannoni­­sche Forschung findet immer mehr solche pada­­nischen Sigillaten, deren Fundumstände auf die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts deuten. Im Zusammenhang mit den Aquincumer Stük­­ken setzt K. Sz. Póczy die Hauptperiode ihrer Verbreitung in Pannonien und Noricum in die Zeit Vespasians.101 F. Fülef bestimmte die in den Gräbern von Vasas gefundenen padani­­schen Sigillaten auf Grund der Begleitfunde für das letzte Drittel des 1. Jahrhunderts.102 A. Mócsv fand das schlecht ausgeführte Exem­plar oder die Nachahmung einer Schale vom Typ Drag. 25 QSP in einem Grab von Savaria mit der Münze des Nerva vor.103 Jüngstens sammelte D. Gabler die bisher veröffentlichten padanischen Sigillaten Pannoniens. Nach der Bearbeitung der bezüglichen ausländischen und ungarischen Literatur kam er zu dem Schluß, daß die Waren der obenerwähnten späteren padanischen Meistergruppe von der Zeit des Claudius bis zur Zeit des Domitianus zu den Bewohnern Pannoniens gelangten.104 Die chro­nologischen Tabellen von P. Karnitsch und N. Lamboglia unterstützen seine Ergebnisse.105 Padanische Ware wird in Noricum noch gegen Ende des 1. Jahrhunderts nachgewiesen.106 Für die Zeitdauer des Bestehens der Tabáner Siedlung ist das oben Gesagte sehr wesent­lich. Das neben dem Rudas-Bad in einer Wohn­­grube gefundene padanische Terra sigillata- Bruchstück dürfte infolgedessen von der Mitte des 1. Jahrhunderts an zu den Bewohnern unserer Siedlung gelangt sein. Zusammen mit dieser Sigillata kamen die typische laténezeit­­liche graue geglättete Ware der Siedlung Tabán und Gellérthegy,107 die rot-weißbemalten Bruch­stücke108 und Fragmente Frühaquincumer Pro­vinzialgefäße zum Vorschein.109 K. Póczy stellt mit dem Material der Wohngrube diejeni­gen Aquincumer Fundkomplexe in Parallele, in denen padanische Sigillaten und Tabáner Ware zusammen vorgekommen sind.110 Über das gemeinsame Vorkommen Frühaquincumer 100 Ebd. S. 183. 101 K. Sz. Póczy, Acta Arch. Hung. 11 (1959) S. 148. 102 F. Fülep, Acta Arch. Hung. 9 (1958) S. 390. 103 A. Mócsy, Arch. Ért. 81 (1954) S. 187. 104 D. Gabler, Arch. Ért. 91 (1964) S. 95 und 104. 105 P. Karnitsch, Die Reliefsigillata von Ovilava. (Linz 1959) Tafel 187; N. Lamboglia, Rivista di Studi Liguri IX (1943) S. 173. 106 H.-J. Kellner—G. Ulbert, BY 23 (1958) S. 68—69. 10? K. Sz. Póczy, Arch. Ért. 86 (1959) S. 66, Abb. 3, 15 — 17, S. 20—21, Abb. 4, 1— 10, 17 — 19. 108 Ebd. Abb. 4, 11 — 12. 109 Ebd. S. 67 und Anm. 9. 110 Ebd. 111 K. Sz. Póczy, BpR XVI (1955) S. 41; J. Szilágyi, BM II S. 452. 112 M. Kaba, BpR XVI (1955) S. 272 ff., Abb. 18, 1 — 11, Abb. 19, 4 — 6, Abb. 20, Abb. 22, 2, 4, 6; Provinzialfunde und spätlatenezeitlicher Tabá­ner Ware liegen noch mehrere Aquincumer Berichte vor.111 In den Gruben unter den Bau­ten des Aquincumer Legionslagers kam gleich­falls in die Zeit nach der römischen Eroberung bestimmte rot-weißbemalte, graue geglättete und graphithaltige Ware von spätlatenezeit­­lichem Typ zum Vorschein.112 Demnach müssen wir mit dem Bestehen des Tabáner Siedlungsteiles auch über die Zeit der um 20 herum erfolgten ständigen römischen militärischen Besetzung von Aquincum113 und der Gründung des von Drusus gebauten ersten «/«-Lagers114 hinaus rechnen. Der Gebrauch der keramischen Produkte der Spätlatene- Periode kann im Gelände von Tabán sogar bis zur Zeit der Flavier festgestellt werden. Wir verbinden das in die Zeit von 80 bis 150 u. Z. bestimmte Material der Grube Nr. 77 des Jahres 1936,115 das jünger ist als die weiteren provin­zialrömischen Funde von Tabán und das mit der nach der Auflockerung der zusammenhän­genden Siedlung odernach ihrem völligen Auf las­sen gebrauchten Übergangsstelle von Tabán verknüpft werden kann, nicht mit diesem Fund­material.116 Wie wir bereits darauf hingewiesen haben, hat die Siedlung am oberen Teil des Gellért­hegy nach dem Ausbau des ersten Aquincumer «/«-Lagers aufgehört. In unserem Vorbericht hatten wir erwähnt, daß die südöstlichen Ter­rassen des Berges von der römischen Heeres­leitung in den ersten Jahrzehnten des ersten Jahrhunderts evakuiert wurden. Über das wei­tere Schicksal des Berges und seiner südlichen Abhänge stehen uns heute bereits etwas mehr Angaben zur Verfügung. Im Zuge ihrer Bergungsgrabungen fand K. Sz. Póczy beim Fuß des Gellérthegy neben dem Eingang des Hotels Gellért in der Kemenes-Gasse (Abb. 106) das spätlatenezeitliche Material zusammen mit der auf die zweite Hälfte des 1. Jahrhun­derts zu setzenden Aquincumer Ware und einem Mühlstein vor.117 Sie fand in Ménesi-Straße Dies., Aquincum kelta emlékei (Die keltischen Denk­mäler von Aquincum). Vortrag, gehalten auf der Dis­kussionssitzung des Altertumsgeschichtlichen und Archäologischen Institutes der József Attila-Universi­tät Szeged und der Museen des Komitats Csongrád am 6. — 7. Juni 1963. Für die Überreichung des Manu­skriptes zolle ich der Verfasserin noch besonders Dank. Manuskript S. 4 ff. 113 A. Alföldi, BpTört. I. S. 158; Radnóti, BM I S. 24; Mócsy, PW-RE Sp. 549. 114 J. Szilágyi, Laureae Aquincenses I. DissPann. II. 10 (Bp. 1938) S. 292 ff.; Ders., BpTört. I. S. 487; Ders., Aquincum (Bp. 1956) S. 11 —12; Mócsy, a. a. O. 115 L. Nagy, BpTört. I. S. 243, Taf. XLII; Ders., BpR XIII (1943) S. 447 ff.; Radnóti, BM I S. 23. 116 L. Nagy sieht darin eine zu einer Wachtstation gehörende Grube: BpTört. I. S. 353; Ders., BpR XIII (1943) S. 450. 117 K. Sz. Póczy, Arch. Ért. 86 (1950) S. 66, 68, Abb. 10. 232

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