Elekes Lajos: Die Verbündeten und die Feinde des ungarischen Volkes in den Kämpfen gegen die türkischen Eroberer - Studia historica Academiae Scientiarum Hungaricae 9. (Budapest, 1954)

DIE VERBÜNDETEN UND DIE FEINDE DES UNGARISCHEN VOLKES IN DEN KÄMPFEN GEGEN DIE TÜRKISCHEN EROBERER Die tausendjährige Geschichte unseres Volkes ist eine Verkettung jahr­hundertelang währender Kämpfe gegen die inneren und äusseren Unterdrücker, für Freiheit und Unabhängigkeit. Jeder dieser glorreichen Kämpfe war in den späteren belebende Kraft, ermutigendes Vorbild, Quelle lehrreicher Erkennt­nisse ; sie sind denn auch uns Vorbild und Lehre, uns, die wir — dem Lager des Friedens und des internationalen Fortschrittes verbunden — als Baumeister eines freien Landes diese grossen Überlieferungen unserer Geschichte in ihrer Vollständigkeit und Wahrheit kennenlernen dürfen. In der Reihe der Kämpfe, die wir gegen die äusseren Unterdrücker führten, ist jenen Kriegen eine hervorragende Bedeutung beizumessen, in denen unser Volk, gemeinsam mit den anderen Völkern Südosteuropas, gegen die osmanisch-türki­­schen Eroberer zum Kampfe antrat. Die Kette dieser Kriege umschliesst drei Jahr­hunderte unserer Nationalgeschichte. Drei Iahrhunderte lang war es in Anbetracht des Bestehens, der Entwicklung und des weiteren Fortschrittes unseres Volkes ein zentrales Problem, ob es sich dem osmanischen Joche entziehen, ob es dieses Joch abschütteln kann? Dies war die Zentralfrage in der Geschichte aller Völker, die von den Eroberungszügen der Türken erreicht oder unmittelbar bedroht wurden. «...sie verwüsteten Griechenland, Makedonien, später Albanien und brachten über diese und noch so manche Lande, deren blosse Erwähnung Mitleid erweckt, unsäglich Leid, viel Trauer und grausame Sklaverei, setzten ihrem rechten Glauben arg zu, zwangen sie zu allerlei heidnischen Bräuchen, Sitten, Gesetzen, sodann zum Gebrauche ihrer abscheulichen Sprache. Nichts ward von ihnen unversehrt belassen, was sie mit Feuer und Schwert, durch den Furor und die Schrecknisse ihrer Herrschaft zerstören und unter dem Sklaven­joch erdrücken konnten. Alles ward zu Schanden, was sich vor ihrem Griffe nicht beizeiten retten konnte» — so charakterisierte um die Mitte des 15. Jahrhunderts die türkischen Eroberer ein Zeitgenosse, János Vitéz, der sich für Hunyadi und dessen Kämpfe gegen die Türken einsetzte, das Ziel dieser Kriege darlegte.1 Die Schriften des Humanisten und Wissenschaftlers sind durchdrungen von der bangen Besorgnis um das Geschick seines Vaterlandes und, damit aufs 1 Epistolae Johannis de Zredna. Schwandtner : Sciptores Rerum Hungaricarum veteres ac genuini, Bd. II (Wien 1746), S. 52 — 54. 1 Studia Historica IX.

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