Elekes Lajos: Die Verbündeten und die Feinde des ungarischen Volkes in den Kämpfen gegen die türkischen Eroberer - Studia historica Academiae Scientiarum Hungaricae 9. (Budapest, 1954)

DIE VERBÜNDETEN UND DIE FEINDE DES UNGARISCHEN VOLKES IN DEN KÄMPFEN GEGEN DIE TÜRKISCHEN EROBERER 3 Die Darlegungen der Klassiker des Marxismus-Leninismus, die das Wesen dieser Frage beleuchten, ermöglichen es uns, die jahrhundertelangen Kämpfe, welche unser Volk mitsamt den anderen Völkern Südosteuropas gegen die tür­kischen Eroberer führte, in ihrer vollen Bedeutung und in ihren wahren Zusam­menhängen aufzuzeigen und sich der Entstellungen der feudalen, klerikalen und bürgerlichen Geschichtsauffassung und ihrer Überbleibsel zu entledigen. Die feudale Geschichtsschreibung verschwieg im allgemeinen die Rolle, die das Volk, die Massen der Werktätigen in diesen Kämpfen spielten, und war bestrebt, das Verdienst des Widerstandes den herrschenden Klassen zuzuschanzen. Die klerikale Historiographie ergänzte dies dadurch, dass sie die angebliche Hilfe­leistung der Kirche — vor allem jene des Papstums und der Missionsorden — betonte. Die bürgerliche Geschichtsschreibung übernahm im wesentlichen diese Entstellungen und hüllte die wirklichen Zusammenhänge in den Nebel ihrer nationalistisch-chauvinistischen Gesichtspunkte, nach denen sie sich mit der Geschichte der Verbündung und der gemeinsamen, bzw. parallelen Kämpfe befasste (insofern sie sich damit überhaupt befasste) ; oder aber sie schwieg sich über diese Tatsachen einfach aus und hob einseitig die Gegensätze und die Widersprüche hervor, die sich durch die feudalen Schranken der Bündnispolitik ergaben. Diese schon früher charakteristischen Züge der bürgerlichen Geschichts­schreibung traten im Zeitalter des Imperialismus und noch weit mehr zur Zeit der allgemeinen Krise des Kapitalismus mit besonderer Schärfe hervor. Die feudal-klerikale Auslegung der Kämpfe durchzieht fast die gesamte ungarische bürgerliche Historiographie: sie tritt mit besonderer Prägnanz vereint in den Arbeiten von Fraknöiund seinen Nachfolgern zu Tage. Die Geschichtsschrei­bung der konterrevolutionären Epoche, so das zusammenfassende Werk «Magyar Történet» (Ungarische Geschichte), bezeichnete die Grossgrundbesitzer als die Organisatoren der Landesverteidigung, das Papsttum als die einzig treue Stütze unseres Volkes in seinem Kampfe gegen die Türken. Nationalistische Entstel­lungen finden sich in jedem Werk, das sich mit der Frage beschäftigt. In meinen früheren Arbeiten beging ich ebenfalls solche Fehler, u. a. dadurch, dass ich aus der einstigen Ideologie vom «Bollwerk» und von seinen «Toren», sie als treue Widerspiegelung der Wirklichkeit betrachtend, übertriebene bzw. falsche Folgerungen zog. Es war eine der schwerwiegendsten und am meisten verbrei­teten Äusserungsformen des Chauvinismus, die Kämpfe anderer Völker gegen die Türken zu unterschätzen und herabzusetzen, von ihnen überhaupt nicht Kenntnis zu nehmen, in Extreme verfallend bis zu einem Grade, der eine rück­gehende geschichtliche Projizierung der verheerenden Ideologie des «Wir sind allein» (egyedül vagyunk) bedeutete. Ich erwähne nicht die Werke, welche den Ablauf der Kämpfe und die Entwicklung unseres Nationalbewusstseins so behandeln, und verweise nur darauf, dass sich an den entsprechenden Stellen der «Magyar Történet» (Ungarische Geschichte), die zu ihrer Zeit auf die breitesten Kreise wirkte, diese Auffassung zeigt. Hier wird sie jedoch (nicht \ 1*

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