Fónagy Iván: A költői nyelv hangtanából - Irodalomtörténeti füzetek 23. (Budapest, 1959)

III. A költői nyelv polyphoniája

Zusammenfassung Die »Beliebigkeit« der sprachlichen Form ist eine der Grundthesen der Sprachwissenschaft. In der umfassenderen Einheit der Zeile oder Strophe entsteht jedoch ein Einklang zwischen Laut und Inhalt, der in den einzelnen Wörtern nicht vorhanden ist. Diese Auffassung, die bereits von Dionysos Halikarnasseus (I. Jh. y. u. Z.) vertreten wurde, kann durch den Hinweis auf die weitgehende Übereinstimmung zwischen Poeten, Grammatikern, Ästheten, Ewe-Negern und Kindern unter 6 Jahren in der metaphorischen Bezeichnung einzelner Laute — das i wird als holl, klein, scharf und flink, das u als dunkel, massig und plump, k, t, r usw. als hart, /, m, n, j usw. als weich empfunden (p. 10 ff) — durch die Praxis der Übersetzung von Gedich­ten, wo neben dem Inhalt auch gewisse als bedeutsam empfundene Laute in die fremde Sprache übertragen werden (p. 16 ff), nahegelegt und durch eine lautstatistische Untersuchung von Gedichten verschiedener Grund- Stimmung bewiesen werden. Nach dem Zeugnis der Lautstatistik von ungarischen und französischen Gedichten besteht z. B. ein gesetzmässiger Zusammenhang zwischen dem Vorwiegen solcher Laute wie k, t, r und dem gehässigen Ton einerseits, zwischen dem Hervortreten der »weichen« Konso­nanten (/, j, m) und der milden, liebevollen Gefühle anderseits (p. 37 ff., vgl. Tab. 4—8). In der Rede kommt der Affekt in einer spezifischen Verschiebung der normativen (durchschnittlichen) Aussprache der Laute zum Ausdruck. Dieser Verschiebung des Spektrums der einzelnen Laute entspricht in den Versen die Verschiebung des »Klangspektrums« einer Zeile, einer Strophe oder eines Gedichtes. In der Rede treten infolge eines Affekts bestimmte Frequenzen durch ihre verhältnismässig grössere Intensität hervor. Ein Gedicht oder ein Teil des Gedichts klingt hell oder dunkel, weich oder hart, je nachdem die hellen (palatalen) oder dunklen (velaren) Vokale, die »harten« oder »weichen« Konsonanten durch ihre relative Häufigkeit stärker hervor­treten (p. 87 f). Die Sprachlaute eignen sich infolge ihrer materiellen — akustischen und physiologischen — Eigenschaften zum Ausdruck einer Stimmung, zur Versinnlichung von Gegenständen. Auf Grund einer gewissen Analogie im Lautspektrum der Geigentöne und der Nasenlaute, können die nasalen Vokale und Konsonanten in Gedichten den Geigenton andeuten (p. 57 ff). Bei der Bildung der »hellen« Vokale bewegt sich die Zunge nach oben und aussen in Richtung der Aussenwelt, bei der Bildung der »dunklen« Vokale weist sie jedoch nach hinten, in Richtung des Schlundes (p. 88 ff). Der r-Laut entsteht im Kampf der Zungenspitze, die sich den Alveolen der oberen Vorderzähne nähern will, und des Luftstromes, durch den der Zungenmuskel immer wieder von ihrem Ziel entfernt wird. Zur Bildung des r-Lautes gehört AUS DER LAUTLEHRE DER DICHTERISCHEN SPRACHE 285

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