Heckenast Gusztáv (szerk.): Aus der Geschichte der ostmitteleuropäischen Bauernbewegungen im 16-17. Jahrhundert (Budapest, 1977)

Sektion Ideologiegeschichte

schlag findet. In den am besten geglückten Balladen ist der Betyár Held und auch Verbrecher — wie zum Beispiel Imre Bogár, dessen „Zügel aus Gold, das Zaumzeug aus Diamanten besteht“, wie im Märchen, aber am Ende der Ballade stellt er sich auf den Schemel unter dem Galgen und „seine vielen Räubereien kommen ihm in den Sinn“, sein Untergang ist eine von Mitgefühl begleitete Notwendigkeit, geeignet, eine Art von Katharsis-Gefühl auszulösen. In diesen Betyaren und in den Bauernliedern, die von ihnen berichten, erscheint bereits der aktive Widerstand, die bewaffnete revolutionäre Haltung, vorerst aber nur im hoffnungslosen Widerstand isolierter Individuen, deren Heldenhaftigkeit jeweils am Anfang der Ballade aufblitzt und an deren Ende notge­drungen der Galgen steht. Hier also sehen wir eine neue Welle der das gesellschaftliche Gefüge sprengenden Kraft der Bauernschaft, eine neue wirtschaftliche Entwicklung und größere Spannungen der Klassenunterschiede anzeigend — und zwar sowohl gegenüber den über ihnen stehenden Klassen wie durch die Unterschiede innerhalb der eigenen Klasse. Die gleiche Entwicklung brachte mit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert die vielen farbigen Volkstrachten hervor, die aufblühende Ornamentkunst und Ende des Jahrhunderts den neuen Volksliedstil, die Kunstprodukte seiner Verbür­gerlichung und Entwicklunskräfte; dann sehr bald die agrarsozialistischen Bewegungen, die Auswanderung, die Sekten und das Einzelkind, die gesellschaftlichen Folgen jener Hindernisse, die sich vor der freien Entfaltung ihrer Energien auftürmten. Diese späten künstlerischen Schöpfungen zeugen also ebenso von der Entwicklung der Bauernschaft und den Problemen ihrer Entwicklung im 18./19. Jahrhundert wie im Mittelalter die Ballade. Anmerkungen /1/ Csanádi, I. — Vargyas, L., Röpülj páva, röpülj. Magyar népballadák és balladás dalok (Fliege Pfau, fliege. Ungarische Volksballaden und balladenartige Lieder). Budapest 1954. /2/ Szabó, F., A dél-alföldi betyárvilág (Die Betyarenwelt in der südlichen Tiefebene). Gyula 1964. /3/ Vargyas, L., Kutatások a népballada középkori történetében. I. Francia eredetű réteg balladá­inkban (Forschungen zur Geschichte der Volksballade im Mittelalter.I. Französisch beeinflußte Schicht in unseren Volksballaden). Ethnographia 71, 1960, 163—276. /4/ Vargyas, L., Kutatások a népballada középkori történetében II. A honfoglaláskori hó'sepika továbbélése balladáinkban (Forschungen zur Geschichte der Volksballade im Mittelalter. II. Das Weiterleben der landnahmezeitlichen Heldenepik in den ungarischen Balladen). Ethnographia 71, 1960, 479-523, deutsch: Acta Ethnographica 10, 1961, 241—294. /5/ Vargyas, L., A „Kőműves Kelemen“ eredete (Die Herkunft der ungarischen Ballade von der eingemauerten Frau). Néprajzi Értesítő' 41, 1959, 5-73, Acta Ethnographica 9, 1960, 1-88. /6/ Vargyas, L., Műfaji és történelmi tanulságok (Lehren aus Kunstgattung und Geschichte). Ethnographia 73, 1962, 206-259. /7/ Vargyas, L., Researches into the Mediaeval History of Folk Ballad. Budapest 1967. Die wichtigsten Varianten der angeführten Balladen finden sich in der in Anm. 1 angegebenen Arbeit. Vergleichende Bearbeitungen enthalten die Arbeiten in Anm. 3-5 und 7. Die gesellschaft­lichen Zusammenhänge behandelt die Arbeit in Anm. 6. A dél-alföldi betyárvilág von Ferenc Szabó (Anm.2.) bietet die beste Geschichte der Betyarenwelt. 271

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