Kókai Rudolf: Franz Liszt in seinen frühen Klavierwerken - Musicologia Hungarica. N. F. 3. (Budapest, 1969)
Die frühen Klavierwerke entstanden in den Jahren von 1822 bis 1839 bzw. 1841. Sie entstammen einer einheitlichen Schaffensperiode, die spätestens mit dem Jahr 1839 oder 1841 abschließt. Nähere Untersuchungen ergeben daher, daß die Einheit dieser frühen Schaffensperiode und somit auch die stilistische Einheit der frühen Klavierwerke Liszts in unmittelbarer Beziehung zu der zeitgenössischen französischen Romantik steht. Diese Werke verwirklichen die allgemeine neue Kunstanschauung der französischen Romantik auf musikalischem Gebiet. Die Verwirklichung erfolgt aber in zwei größeren Etappen. Zunächst auf rein theoretischem Wege, in den Schriften Liszts, wo er durch die Prägung des Begriffes „humanistische Musik“ alle Hauptmomente der französischen Romantik, so ihre politisch-revolutionären, religiösen, humanistisch-sozialistischen, ferner die auf dieser Grundlage weiterbauenden literarischen Ideen mit direkter Beziehung auf die Musik zusammenfaßt und dann aus diesem Begriff im einzelnen eine neue romantische Musikanschauung entwickelt. Die nächste Etappe besteht in praktischmusikalischen Folgerungen, zu denen das Paganini-Erlebnis Liszts, das Improvisatorische in Paganinis Kunst den letzten Anstoß gibt. Dadurch, daß die frühen Klavierwerke Liszts die französische Romantik in die Musik