Mályusz Elemér: Die Zentralisationsbestrebungen König Sigismunds in Ungarn - Studia historica Academiae Scientiarum Hungaricae 50. (Budapest, 1960)

Marxistische und bürgerliche Geschichtsschreibung anerkennen einhellig, daß das XV. Jahrhundert die Gestaltung der europäischen Staaten entschei­dend beeinflußt hat. Auf Grund abweichender Beweisführung sehen doch die Vertreter beider Geschichtsauffassungen in England, Frankreich und Spanien Staaten, die aüf dem Wege von der ständischen Monarchie zum Absolutismus eine hohe Entwicklungsstufe erreicht haben und mit ihrem Beispiel für die übrigen Staaten ein anziehendes Vorbild waren. Beide Geschichtsauffassungen erkennen den entscheidenden Faktor in der Erstarkung der Zentralgewalt, und obschon die Marxisten in erster Reihe um die Aufdeckung der zutiefst imma­nenten gesellschaftlichen Grundlagen dieses Prozesses bemüht sind, die bürger­lichen Historiker dagegen die vielseitige Beleuchtung der — am Sieg dieser Entwicklung vorzüglich interessierten — Herrscher bzw. ihrer Persönlich­keiten anstreben, stimmen sie darin überein, daß die Ratgeber der Herrscher, die die alltäglichen Regierungsgeschäfte berufsmäßig besorgten, an der Ent­faltung der Erfolge maßgeblich beteiligt waren. Bei unserem Versuch zu skizzie­ren, wie die Zentralisierungsbestrebungen in einem halb west-, halb osteuropäi­schen Staate aufkommen, können wir uns auf die reiche Fachliteratur über die analoge Entwicklung in anderen Ländern stützen. Dadurch wird unsere Arbeit außerordentlich erleichtert, insofern wir statt auf die Suche eines entsprechen­den Weges angewiesen zu sein, bereits eine entwickelte Methode anwenden können. Sosehr wir aber auch empfinden, daß wir nur früheren Initiativen folgen, möchten wir doch hoffen, daß neben den Kenntnissen über den ungarländischen Abschnitt des allgemeinen Prozesses unsere Abhandlung den an diesem Pro­blem interessierten Lesern auch zum Verständnis der vielumstrittenen Persön­lichkeit Sigismunds einige verwertbare Angaben bieten wird.

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