Sashegyi Oszkár: Zensur und Geistesfreiheit unter Joseph II. Beitrag zur Kulturgeschichte der Habsburgischen Länder - Studia historica Academiae Scientiarum Hungaricae 16. (Budapest, 1958)
Vorwort
VORWORT Vor etwa zwei Jahrzehnten sammelte ich im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv Daten zur Geschichte der ungarischen Zensur. Bei Durchsicht der Staatsratsakten überzeugte ich mich, daß die Geschichte der ungarländischen Zensur unter Joseph II. nicht zu behandeln ist ohne die genaue Kenntnis der Zensurpolitik des Wiener Hofes im allgemeinen. Die einschlägige österreichische Literatur konnte aber für meine Zwecke nicht genügen. A. Wiesners Denkwürdigkeiten der Österreichischen Zensur (1847) wird den heutigen wissenschaftlichen Anforderungen nicht mehr gerecht. Auch das Werk Die Zensur unter Joseph II. (1911) von H. Gnau, dessen Thema eben die erwähnte Periode der österreichischen Zensurgeschichte ist, gibt, auf dürftiger Quellenbasis beruhend, kein entsprechendes Bild von Mechanismus und Geist der josephinischen Zensurverwaltung und vermag daher auch keine zutreffende Antwort auf die Frage zu geben, was der Absolutismus Josephs II. für die geistige Freiheit in seinen Ländern bedeutete. Die neuere Literatur aber behandelte die Frage der Zensur nur peripherisch. E. Winters vortreffliches Buch über den Josephinismus (1943) gibt zwar eine Zusammenfassung der theresianischen Zensurgeschichte auf Grund von Fourniers Studie und seinen eigenen Forschungen, da es aber eigentlich eine Geschichte des Reformkatholizismus in Österreich ist, erachtete es der Verfasser nicht als seine Aufgabe, darin eine eingehende Darstellung der Zensurpolitik Josephs II. zu geben. S о versuchte ich in meiner vorliegenden deutschen Arbeit die Grundzüge des Zensursystems Josephs II. neuerdings darzustellen. Sie war schon im Jahre 1948fertig und abgeschlossen. Von der seither erschienenen österreichischen Literatur muß vor allem Fr. Walters Yerwaltungsgeschichte (1950) erwähnt werden, die die Umrisse der Zensurreform Josephs II. von der organisatorischen Seite her beleuchtet und die wichtigsten einschlägigen Akten publiziert. Als ich jetzt meine vor zehn Jahren verfaßte Arbeit noch einmal durchsah, versuchte ich vor allem die Ergebnisse der Literatur der letzten Jahre zu verwerten. Mag auch meine Arbeit,mit heutigem Auge gesehen, seine Mängel haben, so glaube ich doch damit einen Beitrag zur Kulturgeschichte der josephinischen Zeit zu leisten, daß sie das wertvolle bezügliche Material der den Kriegesereignissen zum Opfer gefallenen Staatsratsakten in die Zukunft hinüberrettet. Budapest, im Mai 1958. Oskar Sashegyi 1 Studia Historica 16.