Székely György: Landwirtschaft und Gewerbe in der ungarischen ländlichen Gesellschaft um 1500 - Studia historica Academiae Scientiarum Hungaricae 38. (Budapest, 1960)
Die Frage der Ursachen des Ungarischen Bauernkrieges vom Jahre 1514 beschäftigt mich seit längerer Zeit. Die ungarische Geschichtsschreibung hat sich mit dieser Frage bereits ziemlich viel befaßt, doch hat sie die besonderen Wirtschaftsprobleme der ungarischen Landstriche, die die zentralen Schauplätze des Bauernkrieges bildeten, nur noch wenig untersucht. Es erscheint demnach begründet, uns mit einigen wirtschaftsgeschichtlichen Problemen der Epoche vor dem Bauernkrieg und namentlich mit den besonderen Fragen des großen Tieflandes (Alföld) eigens zu beschäftigen. Infolge der früheren Entwicklung der Produktivkräfte in der Landwirtschaft herrschte in dieser Zeit bereits der Ackerbau vor. Unser Bauerntum benutzte damals den sog. schweren Pflug. Eine Wappendarstellung aus dem Jahre 1456 hat uns von diesem Pflugtyp die einschneidige Pflugschar und den Bau des Pfluges gut erkennbar überliefert.1 Die Frühjahrsarbeiten begann man frühzeitig — nach einer Angabe aus dem Jahre 1559 — bereits im Januar mit dem Pflügen, die Aussaat erfolgte nach dem 1579 in Nagyszombat (Tyrnau) gedruckten Kalendarium im Februar statt. Es wurde dann in den schon reichlich früher gepflügten Acker gesät. Die rascher reifende Hirse wurde auch noch später ausgesät: 1522 begab es sich, daß zwei in Streit verwickelte Gutsherren auf einem umstrittenen Grundstück im Komitat Veszprém (Wesprim) Hirse um den 25. März und wahrscheinlich Ende April säten oder säen wollten. Nach einer Angabe vom Jahre 1503 aus dem Komitat Somogy (Schmodei, Besitz des Paulinerordens in Szerdahely) erfolgte die Aussaat sogar noch Ende April, denn im gegebenen Streitfall unter Berufung darauf, daß gesät werden durfte bis St. Georg, das Säen nicht verwehrt wurde. Das Brachen fiel in den 1 M. Belényesy : A földművelés Magyarországon a XIV. században (Der Ackerbau in Ungarn im 14. Jh.), Századok, 1956. S. 522 und Abb. 2. — Von der zweiten Hälfte des 16. Jhs. an kommt auf den einheimischen Darstellungen bereits der Radpflug vor. Ebd. Abb. 7.