Török Gyula: Die Bewohner von Halimba im 10. und 11. Jahrhundert - Archaeologia Hungarica, Series nova 39. (Budapest, 1962)

Gy. Török DIE BEWOHNER VON HADIMBA IM 10. UND 11. JAHRHUNDERT Über die Geschichte des ungarischen Volkes im 10. und 11. Jahrhundert berichten nur wenige schriftliche Quel­len. Diese Lücke aber wird weitgehend durch die neuesten archäologischen Forschungsergebnisse ausgefüllt, so auch durch die Freilegung des Fried­hofes in Halimba im Komitat Vesz­prém. Fundmünzen und zweischich­tige Bestattungen am Ostrand des Gräberfeldes zeigen den Verlauf der Belegung des Friedhofes. Die Gräber entstanden in drei größeren Belegungsphasen. Zur ersten gehören die Beisetzungen des gemei­nen Volkes aus der Zeit der Streifzüge, zur zweiten die Gräber aus der Zeit der Kämpfe um die Festigung des ungarischen Königtums. Der letzte Abschnitt ist für die Heidenbestat­tungen zu Beginn des Feudalismus charakteristisch. Die Auswertung der drei Belegungs­stufen vermag zur Lösung wichtiger archäologischer und historischer Fra­gen beizutragen. So zeigen die Bestat­tungen des gemeinen Volkes in Halim­ba und in anderen ungarischen Fried­höfen aus der gleichen Zeit, daß die Stammesaristokratie nicht in diesen Gräberfeldern beigesetzt wurde. Die Begräbnisplätze der zumeist aus tür­kischen Elementen bestehenden Groß­­familien der Aristokratie — reiche Reiterbestattungen aus der Zeit der Landnahme — können nicht als Be­stattungen der Ungarn schlechthin betrachtet werden, sondern sind Bei­setzungen der besitzenden Klasse und als solche deutlich von den Friedhöfen des gemeinen Volkes zu trennen. Die Freilegung des Friedhofes von Halimba gibt Aufschluß über die Be­wohner der Ortschaft im 10. und 11. Jahrhundert, über die verschiedenen Bestattungstypen jener Zeit, über die damalige gesellschaftliche Schichtung und über die Verschmelzung der Un­garn mit der ansässigen Bevölkerung. Die Arbeit von Gy. Török, die mit ihrem reichen Bildmaterial und der pragmatischen Forschungsweise als Quellenwerk gelten kann, bietet einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des Mitteldonaubeckens im 10. und 11. Jahrhundert und ist nicht nur für den Fachmann, sondern auch für jeden historisch interessierten Leser wert­voll. AKADÉMIAI KIADÓ BUDAPEST

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