Vértes Edit: Morphonematische Untersuchung der ostjakischen Vokalharmonie - Bibliotheca Uralica 2. (Budapest, 1977)
EDITH VÉRTES MORPHONEMATISCHE UNTERSUCHUNG DER OSTJAKISCHEN VOKALHARMONIE In den letzten vier Jahrzehnten wurde allgemein angenommen, daß es in den Ostmundarten des Ostjakischen eine strenge, folgerichtig durchgeführte Vokalharmonie gibt und daß in den Westmundarten (d.h. im Norden imd Süden) nur deren schwache Spuren anzutreffen wären. Aus K. F. Karjalainens und H. Paasonens südostjakischen Textsammlungen wird es aber völlig deutlich, daß die Kasus-, Possessiv-, Konjugationsund Ableitungssuffixe palatal und velar gut belegt sind und nur ein häufiges Suffix auch den palatalen Wörtern velar, 3—4 seltenere zu velaren palatal hinzugefügt werden. 10% der Wörter mit einem Mischvokalismus weisen entweder einen Palatalumschlag nach gewissen Konsonanten (j, n, () und nach e/e, i/i der nichtersten Silbe auf oder einen Velarumschlag (bzw. Velarrückschlag) bei dem Verbalsuffix -ot. Es gibt also in den Südmundarten eine Vokalharmonie mit Palatalattraktion, die Paasonen gehört und die Collinder in Karjalainens Mitteilungen entdeckt hat. Von West nach Ost nimmt zwar die Palatalattraktion ab, kann dennoch auch noch in den Aufzeichnungen der Ostmundarten angetroffen werden. In den Südmundarten gibt es vorzugsweise Erstsilben- und Nichterstsilbenvokale; die Vokalspektren der verschiedenen Südmundarten weichen kaum voneinander ab. AKADÉMIAI KIADÓ BUDAPEST ISBN 963 05 1155 X