Bodor, Pál: Die Schweizer Villa. Roman (Budapest, 1999)

Dieser spannende Roman spielt im multinationalen Siebenbürgen vor und während des Zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt steht die deutsche Familie Binder, der soziale Aufstieg Friedrich Binders zum leitenden Manager eines deutschen Chemiekonzerns und der Konflikt, in den die Binders angesichts des immer stärker werdenden Drucks der Nationalsozialisten in Rumänien geraten. Auf Messers Schneide zwischen politik und Moral vermittelt dieser Roman dem Leser ein differenziertes Bild der Auswirkungen des deutschen Nationalsozialismus auf Rumänien, auf die verschiedenen Nationalitäten und ihren Umgang miteinander. András Balogh schreibt über den Roman: „...Der einzige Roman, der in vollem Umfang den Sachsen gewidmet ist und der (...) auch den anspruchsvollsten Text darstellt, ist „Die Schweizer Villa” von Pál Bodor (...) Das Grundproblem der Binders Frage nach dem moralischen Leben ist auf andere Zeiten übertragbar. Auch die Enstehungszeit des Romans war eine solche, in der viele Menschen versuchten, mit der kommunistischen Macht eingegangene kleine Kompromisse mit einem moralischen Leben zu vereinbaren. (...) Auf diese Weise kann man den Roman als eine Art Selbstrevision lesen. Bodor kann aber nicht nur große Fragen stellen, er versteht es ausgezeichnet, die Details auszuarbeiten. Mit guter Menschenkenntnis gibt er die geheimen Gedanken der Sophie Binder wieder, die zwischen Ehetreue und Abenteuerlust schwankt (...) Jedenfalls ist festzustellen, daß der Roman keine Geschichte über die Sachsen erzählen will, sondern über Menschen, die ihre eigene Tradition haben und eine historische Situation meistern wollen. Sie haben es nach ihrem besten Willen getan...” (A. B.: Die Siebenbürger Deutschen in der ungarischen Literatur. Siebenbürgisches Archiv / Das Bild des Anderen in Siebenbürgen. / Böhlau Verlag, Köln - Weimar - Wien, 1998)

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