Kárpáti Pál (szerk.): Másnap. Újabb magyar költészet antológia (Budapest, 1996)

Utószó

NACHWORT ■ 321 so aussah, daß die (im Ungarischen realisierte) Substanz des Gedichts es nicht nur wert sei, sondern geradezu danach verlangte, auch im Deutschen realisiert zu werden (einschließlich freilich der vorausgeset­zten Rezeption durch deutsche Gedichtleser). Die Auswahl im engeren Sinne - die Zusammenstellung des Bandes und die Übersetzung des größeren Teils der ausgewählten Gedichte - wurde um die Jahreswen­de 1993/94 vorgenommen. Bei der Suche nach einem Auswahlprinzip entschieden wir uns für das umstrittene - und in der Tat anfechtbare - Generationsprinzip und wählten, was die Frage der Generationszugehö­rigkeit betrifft, ein ganz und gar formales Kriterium: das Geburtsjahr der Autorinnen. Die Altersgrenze ist: 1945, eine historische Epochengrenze, aber nicht unbedingt auch eine literarhistorische. Als formale Zäsur jedoch bot sich das Jahr auch darum an, weil es die zwischen 1945 und 1965 Geborenen waren, die in den siebziger und achtziger Jahren in die Literatur eingetreten sind und dort am Früheren und Vorhandenen (selbst unter Negationen) weiterbauend ihre poetische Individualität herausgearbeitet haben. Sie waren und sind es, an die - beim Drehen und Wenden des Wortes „Nachgeborene" von Bertolt Brecht - als „nach ihnen" und „danach" Kommende zu denken wäre. Und so wahr es ist, daß vom Beginn der siebziger Jahre an einzeln und in Gruppen immer entschiedener, echtes Aufsehen erregend vergleichweise neue Stimmen und Ideen sich vernehmen ließen, neue Leerstellensysteme wirksam wurden, so gewiß ist, daß es ihr Werk war, das Werk der Nachkriegsjahrgänge, ein Werk dieser Nach-, dieser Post-Generation. Die - nach einer eigenen damaligen Sicht - „Gesichtslosigkeit" der Ge­neration ergab sich auch aus den jeweiligen Profilansprüchen der Individualitäten. Diese „Neo-Sezession" erkämpfte sich, nachdem sie in ihrem Verhältnis zu dem in einer Monopolstellung befindlichen Schrift­stellerverband unter dem Namen Attila-József-Kreis (József Attila Kör, kurz: JAK) ziemlich autonom geworden war, alsbald weitere Spielräume (z.B. eine Publikationsreihe, die auch Macht bedeutete). In ihrer Poesie wurde das Politische im wesentlichen privatisiert, oder mit täuschender Auffälligkeit ausgespart, und man kreierte aus dem Dickicht der Alltags­sprache bald blendende Produktionen, bald bruchstückhafte Signale

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