Zimmermann, Susan: Die bessere Hälfte? (Budapest, 1999)

Das erste Buch über die Geschichte der Frauenbewegung im Ungarn der Habsburgermonarchie verortet den ungarischen Feminismus ebenso in seinen internationalen, wie in den ungarischen und bewegungsinternen Zusammenhängen. Die lebendig geschriebene und theoretisch wohlbegründete Untersuchung geht Fragen nach, die für die internationale Frauen- und Geschlechterforschung von großer Relevanz sind: Wie und wieso engagierten sich Frauen überhaupt in der Frauenbewegung, und wie veränderte sich dadurch ihr ganzes Leben? Was waren in den Augen der Protagonistinnen der Bewegung die wirklichen Probleme von Frauen in der Gesellschaft? Welche kulturellen und sozialen, wirtschaftlichen und politischen Perspektiven und Visionen einer besseren Zukunft leiteten die Tätigkeit der Frauenbewegung? Ausgehend von diesen Fragen entfaltet die Studie ein ebenso klares wie differenziertes Bild der verschiedenen Strömungen der ungarischen Frauenbewegung. Der Blick richtet sich dabei auf Unterschiede und Übereinstimmungen, Zusammenarbeit und Konflikte zwischen den einzelnen Gruppen. Der Bogen der Untersuchung spannt sich von der Organisationsgeschichte der Bewegung bis zur kollektiven Biographie wichtiger Protagonistinnen. Im einzelnen dargestellt werden die Interessen und Aktivitäten der Bewegung in den wichtigsten Bereichen ihrer Tätigkeit: Frauenbildung, Frauenarbeit, Sozialpolitik, das Wahlrecht sow ie das Ehe- und Familienrecht, Sozialarbeit, Haushaltsreform, Dienstbotinnen-Politik und die sogenannte sexuelle Frage. Kenntnisreichtum und Detailgenauigkeit, ein durchdachter analytischer Rahmen und der klare, themenorientierte Aufbau lassen die Studie von Susan Zimmermann zu einem Handbuch der Geschichte der Frauenbewegung im Ungarn der Epoche von 1848 bis 1918 werden.

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