Elekes Lajos: Die Verbündeten und die Feinde des ungarischen Volkes in den Kämpfen gegen die türkischen Eroberer - Studia historica Academiae Scientiarum Hungaricae 9. (Budapest, 1954)

2 LAJOS ELEKES engste verbunden, um die europäische Kultur ; der Freund des Heerführers, ein hervorragender Verfechter seiner Bündnispolitik gegen die Türken, bekundete den von den Türken Unterjochten gegenüber sein tiefempfundenes Mitgefühl und gedenkt ihrer Leiden als eines warnenden Beispiels, um dadurch zugleich zur Einigkeit und zum gemeinsamen Widerstande anzuspornen. Seine von berechtigtem Hass durchdrungenen Worte geben — neben vielen ähnlichen Äusserungen anderer Zeitgenossen — eine bündige Zusammenfassung dessen, weshalb sich alle bedrohten Völker vereint, aus gemeinsamen Interesse mit ihrer ganzen Kraft gegen die türkischen Eroberer wenden mussten. Die Türken strebten nach Weltherrschaft, ihre Welteroberungspläne gefährdeten die unab­hängige Entwicklung anderer Völker, vor allem jener, die an den Grenzen des Türkenreiches lebten, das im 14. und 15. Jahrhundert noch in steter und schnel­ler Ausbreitung begriffen war. Die Eroberungen wurden durch systematisch wiederholte Raub- und Vernichtungszüge vorbereitet, in derem Verlaufe die Türken die Einwohner in Massen in Gefangenschaft und Sklaverei verschlepp­ten, eine Unmasse von Produkten und Produzenten vernichteten, und durch die Vernichtung der Produktivkräfte die Entwicklung der angegriffenen Länder hemmten und zurückwarfen. Die Völker der eroberten Gebiete drückte das Joch einer feudalen Unterdrückung und Ausbeutung, deren besonders rohe, barba­rische Formen wegen ihres primitiven und parasitären Charakters doppelt entwicklungshemmend wirkten. Die lähmende, auszehrende Wirkung der Türken­herrschaft kann an der Verzögerung der Entwicklung aller Völker abgemessen werden, die ihr zum Opfer fielen. Die meisten Völker verfielen den Eroberungen der Türken zu Beginn der letzten Entwicklungsstufe der feudalen Gesellschafts­formation oder zur Zeit des Überganges zu dieser; die Türkenherrschaft unterhöhlte und zerstörte die sich bereits zeigenden Elemente der Entwick­lung dieser Völker zu Nationen, erschwerte weitgehend deren weiteren Ausbau und wurde so zur Ursache dessen, dass der, auch ansonsten so lange und qual­volle Weg zur nächsten, fortgeschritteneren Gesellschaftsformation, noch weit länger und um vieles qualvoller wurde. Marx, der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, sah in der Tür­kenherrschaft eine schwere Plage, eine ausserordentlich grosse Gefahr ; dies auch der Grund, weshalb er in seinen historischen Aufzeichnungen den Verlauf ihrer Ausbreitung und der dagegen geführten Kämpfe eingehend verfolgte. Stalin, der unsterbliche Fortsetzer der Wissenschaft des Marxismus-Leninismus, verwies auf die hemmende Rolle der Türkenherrschaft in der Entwicklung der un­terworfenen Völker zu Nationen und charakterisierte die Türken als Eroberer, die bei der Assimilierung weit grausamer als andere vorgingen, «die Balkanvölker Jahr­­hunderte lang bedrängten und unterdrückten... die das armenische und grusini­sche Volk Jahrhunderte lang bedrängten, zerrissen, mordeten und dezimierten...»2 2 J. W. Stalin : Werke, Bd. XI, S. 379 (ungarisch).

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