Kubinyi András: Nándorfehérvártól Mohácsig. A Mátyás- és a Jagelló-kor hadtörténete - A Hadtörténeti Intézet és Múzeum Könyvtára (Budapest, 2007)

Hadtörténeti áttekintések

Kapisztrán angeführte Kreuzheer bei Nándorfehérvár (heute Belgrad) gegen die Türken. Ich habe mich bisher noch nie mit diesem Thema beschäftigt. Als Einleitung wollte ich jedoch nicht nur wegen des Jahrestages über dieses große Ereignis schreiben. Im Zu­sammenhang mit den Kreuzzügen von Hunyadi haben sich nämlich zahlreiche Fragen ergeben, die zum Verständnis des bis Mohács (Mohatsch) führenden historischen Weges notwendig sind. Deshalb habe ich mich für den Untertitel „Fragen und Konsequenzen“ entschieden. Zum 550. Jahrestag des Sieges von János Hunyadi gegen Sultan Mehmet II. am 22. Juli 1456 bei Nándorfehérvár suche ich Antwort auf die Fragen bezüglich der Schlacht und deren Konsequenzen. In der ungarischen Geschichte gibt es nur wenige Tatsachen, über die so viele Quellen erhalten geblieben sind, wie über den Triumph von Hunyadi. Trotzdem gibt es noch zahlreiche Fragezeichen. Zudem ergaben sich in der Bewertung der Schlacht oft auch politische Aspekte. Es regt zum Nachdenken an, warum es 65 Jahre nach der Niederlage des türkischen Sultans unter den Mauern von Nándorfehérvár seinem Enkel, Sultan Süleyman, gelungen ist, die wichtigste Grenzburg des Landes einzuneh­men. Der Niedergang des mittelalterlichen ungarischen Staates im Jahre 1526 bei Mohács war zum Teil sicherlich eine Konsequenz des Falles von Nándorfehérvár im Jahre 1521. Die erste Frage bezüglich des Triumphes von Nándorfehérvár ist die Stärke der einan­der gegenüber stehenden Truppen. Meinen Berechnungen zufolge befanden sich in der Burg von Nándorfehérvár, das unter dem Kommando zweier Burgvögte - Mihály Szilágyi und János Geszti - stand, wahrscheinlich lediglich 2000 Bewaffnete. Das Heer von Hunyadi kann auf weniger als 10000 Mann geschätzt werden. Demgegenüber bewegt sich die Stärke der Kreuzritter in der Fachliteratur zwischen 20-30000 Mann, aber ich halte dies für übertrieben. Bezüglich der Stärke des Sultanheeres halte ich die vorsichtigere Schät­zung von 60-70000 für richtig. Der zweite Fragenkomplex, den ich untersuche, ist die Bewertung des Kreuzzuges, sowie die militärische Bedeutung der Bauemsoldaten des Kreuzzuges. Im ungarischen Kreuzheer des italienischen Mönches Giovanni da Capistrano befanden sich zwar gut bewaffnete, über Armbrüste, Hakenbüchsen verfügende Soldaten, aber auch lediglich mit Knüppeln, Schwertern und Bogen in den Kampf Ziehende. Dies war wohl der Grund dafür, weshalb Hunyadi dem Kreuzheer zuerst den Eingriff verbot. Trotzdem war es die Aktion dieser bunt zusammengewürfelten Truppe, die den Sieg einbrachte: der Angriff auf die nach der langen Belagerung müde gewordenen Türken verwirrte nämlich den Feind. Das militärische Talent des ungarischen Heerführers zeigt, dass er die Situation rechtzei­tig erkannt hatte und mit dem Eingriff seiner Truppen schließlich den Sieg errang. Des­halb ist der Sieg von Nándorfehérvár ebenso gut Hunyadi selbst zu verdanken, wie dem von da Capistrano angeführten Kreuzheer. Im Anschluss daran beschäftigte ich mich mit denjenigen Organisations- und Versor­gungsproblemen, die die Fortführung des Krieges hinderten. Schließlich komme ich auf die Bewertung von János Hunyadi zu sprechen. Das ungarische allgemeine Bewusstsein und die Geschichtsschreibung hielt Hunyadi ab der Mitte des 15. Jahrhunderts für eine herausragend positive Figur der ungarischen Geschichte - sowohl als Soldat, als auch als Politiker. In der neueren Geschichtsfachlite­ratur scheint sich jedoch ein negativeres Bild herauszukristallisieren. Die Kriege von Hunyadi beweisen meines Erachtens, dass der Sieger von Nándor-311

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